Hier bin ich. Ich bin ganz, allein. Nackt und verletzlich. Hinausgeworfen aus dem Paradies, in eine wilde, noch unbekannte und kalte Welt: das Urtrauma – das Aufwachen in die Illusion der Trennung. Aus der Fülle und dem Einssein in den Mangel. Wenn ich nicht gedeihen kann, muss ich überleben.
Ich bin Trauma. Ich bin Sünde. Ich bin das Überleben.
Errichte Mauern um mich herum, um dich, die Außenwelt, die äußerst bedrohlich erscheint, von mir zu trennen. Um mich vor dir und der Welt zu schützen, die mich verlassen hat, die mich verraten und verletzt hat und mich verwundet zurückgelassen hat. Ich lebe in einem selbst erschaffenen Gefängnis.
Alles, wonach ich mich sehne, was ich begehre, was ich brauche, liegt hinter diesem Schleier der Trennung. Es ist der andere, du, das Objekt, der Traum, in dem ich mich verliere. Ich muss ihn beenden, zerstören.
Die Liebe ist ein Märchen, das nur irgendwo da draußen existiert, objektiviert. Ich muss dich finden. Und du musst all das sein, was ich nicht bin, all das, wonach ich mich sehne – Partner, Erfolg, Rausch, Leistung, Macht – um die klaffende Leere zu füllen, die die Verwundung in mir hinterlassen hat. Ich werde meinen Schmerz verstecken und mich auf die schillerndste und bizarrste Art und Weise verkleiden, damit man ihn nicht sehen oder berühren kann.
Mein Kleid wird zu meiner Selbstbestätigung. Ich kleide mich für dich, um dich zu beeindrucken, um dich anzuziehen, um dich abzulenken, um dich fernzuhalten. Ich fürchte dein Urteil, deine Ablehnung. Also muss ich besser sein, und ich bin nie gut genug. Ich bin Obsession.
In meinem Gefängnis erkenne ich nicht, dass die Mauern, die ich um mich herum gebaut habe, ein Spiegel sind. Und während ich die Liebe, die Bestätigung in dir suche, ersehne und begehre, verwandelst du dich in mich. Erschüttert erkenne ich dich nicht wieder. Und stehe vor derselben Leere, der Dunkelheit, dem Abgrund, dem ich entkommen will.
Und so begegnen wir uns als Bedrohung und Überleben.
Sucht und Entzug.
Angriff und Verteidigung.
Täter und Opfer.
Angst und Kontrolle.
Teilen und herrschen.
Und versuchen, uns gegenseitig zu unterdrücken und zu zerstören.
Du bist der Schmerz in mir,
den ich betäuben will.
Der Abgrund, der in mich zurückstarrt.
Der mich in sich hineinzieht, mich verschlucken, absorbieren, assimilieren, vernichten will.
Du bist der Feind, dem ich nicht entkommen kann.
Ich bin Widerstand, ich bin Verhaftung.
Du bist der Krieg in mir.
Ich bin Überleben.