Phönix

Ganz unten, auf dem Boden, bedeckt von der weißen Asche des Infernos, das alles niedergebrannt hat. Alles, was ich war. Alles, was ich zu sein glaubte. Alles, was du dachtest, das ich sei. Alles, woran ich glaubte. Alles, was ich mir erhoffte. Alles, wovon ich träumte. Seien es die wilden glorreichen und dunklen pessimistischen Träume von der Zukunft, oder die schimmernde Nostalgie und die bedrohlichen Alpträume der Vergangenheit. All die Bande, die nicht mehr halten konnten. Sie sind nicht einfach verblasst, sie gingen durch das Feuer.

Jetzt bin ich nackt, entblößt, gehäutet, verletzlich, ohne Schild, ohne Schutz, nur von weißer Asche bedeckt. Langsam hebe ich den Kopf. Über mir: der endlose Himmel. Unendlich einladend. Er lädt mich ein, meine lichten Körper langsam der Illusion des Todes zu entheben.
Oh Tod, du alter Freund, wie haben wir ekstatisch miteinander getanzt, seit Äonen. Wie habe ich mich nach dir gesehnt, wie war ich verzaubert von deinem Versprechen, all das Leid und den Weltschmerz loszulassen, wie habe ich mich vor dir gefürchtet. Wir jagten uns gegenseitig, rannten einander hinter her. Ich habe dich nie erreicht und du hast mich nie erwischt. So hast du mich in das Leben geführt.

Meine Hände heben sich nun langsam und versuchen, den Himmel mit ihren Fingern zu berühren. Meine Arme, die zu Flügeln werden, breite ich langsam aus. Während ich mich in die endlosen Himmel erhebe, fällt die Asche herab, als Relikt für diejenigen, die in einem anderen Leben zurückbleiben, gefangen von der Schwerkraft ihres Verstandes und ihrer eingeschnürten Herzen. Bis das Feuer auch sie befreien wird.

Du fehlst mir nicht mehr, Leben. Seit dem Moment, als du und ich eins wurden. Unteilbar. Zeitlos. Ich breite meine Flügel aus, und Lichtstrahlen tanzen einladend leicht auf goldenen Federn, spiegeln die Sonne für jeden, der sich traut, seine Augen zu öffnen. Der es wagt, das Feuer in die Dunkelheit zu tragen, um das Licht zu bringen.