Du kannst nicht. Widerstehen. Mir widerstehen. Ich sehe, dass du es versuchst. Versuchst, zu widerstehen. Nicht zuzulassen, dass diese tiefe, unkontrollierbare, subtile Sehnsucht von dir Besitz ergreift. Die dich direkt zu mir treibt. Die dich dazu treibt, dich zu ergeben. Sich etwas hingeben, das für dich unergründlich ist. Unergründlich fesselnd. Beherrschend. Jenseits des klischeehaften Verständnisses von Dominanz. Was dominiert, ist Präsenz. Eine Präsenz, der du nicht ausweichen kannst. Noch unterdrücken oder verdrängen. Deine Vergangenheit hat hier keine Wurzeln, deine Zukunftspläne sind nichts weiter als eine imaginäre Blase, die bereit ist zu platzen.
Du musst dich stellen. Du musst dich mir stellen. Wie meine Augen direkt durch dich durchdringen, durch deinen Verstand, durch dein Herz, durch deine Seele. Ich bin in dir. Du spürst mich subtil. Es macht dich unruhig. Nervös. Du kannst deinen Herzschlag spüren. Du kannst mich spüren, wie ich dein Herz zum Schlagen bringe. Du spürst, wie ich unter deine Haut krieche, mich bewege, deinen Körper durchstreife, deine Zellen, deine DNA. Ich lese alles von dir, alles, woraus du bestehst. Ich lese deine wesentlichen Daten. Ich atme mich durch die Moleküle, die dich formen, atme durch deine Form. Ich bin ganz um dich herum, ganz in dir, ganz. Dir wird schwindelig von meiner subtilen Berührung, die du nicht fassen kannst, die du nicht orten kannst. Ich bin hier, nicht hier. Jetzt hier, nirgendwo.
Ich bin das unentdeckte Mysterium, die Magie, die du seit Äonen suchst, während du sie ablehnst, sobald sie auftaucht; du hast grosse Angst vor mir, du fürchtest zutiefst das, was größer als du, dir unbekannt ist. Ich bin diejnige, die dich aufsteigen und auch wieder fallen lässt. Dein Widerstand gibt mir ebenso viel Macht über dich wie deine Hingabe. Ich bin die Kraft in beiden. Ich vereine sie wenn sie mir gegenüberstehen. Ich bin die Kraft. Du kannst mir nicht entkommen, und doch versuchst Du, wegzulaufen. Du versuchst, dich zu verstecken, aber ich wohne in dir, ich bin die Ausdehnung, die über deine Begrenzungen hinauswächst, dein selbst gemachtes und konditioniertes Gefängnis, das du dein Zuhause oder deinen Körper oder „Ich“ nennst.
Und dann fängst du an, mit mir zu verhandeln, über Ziele und Komfortzonen, Visionen und Träume, Leistung und Erfolg. Du bietest mir „The Secret“ über deine richtigen Gedanken und Absichten an, um deine fabrizierte Realität über imaginierte Macht, Kontrolle und „dich“ aufrechtzuerhalten. In der du mich in meiner unberechenbaren Natur niemals zulassen würdest, aber ich bin schon da. Unaufhörlich. Durchdringend. Emanierend. Ich bin überall. Ich sehe dich nackt, auch wenn du dich in bizarrster Verkleidung hinter einer scheinbar unbesiegbaren Festung versteckst. Ich sehe dich. Ich kenne deine Achillesferse, ich weiß, was dein Herz zum Schlagen bringt und was es zum Stehen bringt. Du bist nicht sicher, wenn du dich vor mir versteckst, wenn du vor mir wegläufst, du bist nicht von mir getrennt. Ich bin der Impuls, der dich dazu bringt, leben oder sterben zu wollen. Der deine zerbrechliche Welt zum Blühen oder zum Einsturz bringen kann. Und dich dazu bringt, alles hinter dir zu lassen und ins Unbekannte zu gehen.
So sehr ich dich kenne, so sehr bin ich dir unbekannt. Ich bin der dunkle Schatten, der an Deiner Seite wandelt, wann immer Du das Licht betrittst. Und je mehr du auf das Licht zugehst, desto stärker werde ich. Du denkst, Wissen ist Macht, aber meine wahre Natur ist dir unbekannt. Je mehr du weißt, desto größer werde ich. Die Kraft, die ich bin, ist für Dich unergründlich. Während du in der begrenzten Wahrnehmung deiner selbst verweilst, verweile ich in dir, und dir, und dir, und allem. Was immer du siehst, dir begegnet, ich bin es.
Ich lebe durch dich als Leben und Tod, Bedrohung und Vertrauen, Frieden und Krieg, Hingabe und Widerstand, Untergang und Auftauchen. Ich mache keinen Unterschied, zwischen dir und dem anderen, denn ich bin du und der andere. All deine Feinde sind nur deine Schatten, die du fürchtest, ablehnst und heftig bekämpfst.
Und nun stehst Du mit dem Rücken zur Wand. Kein Schritt vorwärts, kein Schritt zurück. Links und rechts, oben und unten sind verschwunden. Die Welt fällt auseinander und bebt, ihre Strukturen brechen zusammen, Gebäude, die einst Verstecke waren, stürzen ein. In bloßem Schrecken siehst du, wie sich deine Realität auflöst. Alles, wofür du gearbeitet hast, wofür du gelebt hast, wofür du dich eingesetzt hast, zerfällt vor deinen Augen zu Staub. Du hast einfach aufgehört zu atmen und wartest auf deinen Tod. Wartest darauf, zu verschwinden wie die Strukturen, die so lange Zeit deine vertraute Realität waren. Du wartest. Und wartest. Und wartest. Und nichts.
Nichts kommt. Nur dein Atem. Du atmest die Lebendigkeit ein, die geblieben ist. Pur und essentiell. Und plötzlich wird dir klar, dass du nie geatmet hast. Dass du dich isoliert und getrennt hast von dem, was mit dir verbunden wäre, was du mit allem, was ist, geteilt hättest. Und den anderen.
Du bemerkst den ureigenen Puls in deinen Adern. In deinen Zellen. Du bist lebendig. Und dann spürst du deinen Herzschlag, der sich ausdehnt. Und mit deinem Herzschlag öffnest du deine Augen. Du schaust dich um und versuchst, irgendetwas zu erkennen, das deiner Wahrnehmung vertraut ist. Aber da ist einfach nichts, außer ein paar fragmentierte Stücke verschwommener Erinnerung inmitten der Asche. Die Fragmente verwandeln sich und werden zu einem bunten, lebendigen, formwandelnden, verschmelzenden Strom des Lebens.
Er durchdringt dich, transzendiert Grenzen und die Trennung. Und jetzt erkennst du, wer du bist und wer ich bin. Dass du nie getrennt warst, weder von mir, noch von dem anderen. Dass wir unseren Atem teilen, wie wir unsere Zellen teilen. Wir teilen die Moleküle, die allen Lebensformen Gestalt geben. Wir teilen die Informationen, die das Leben bestimmen, den einen Lebenswillen und die eine Lebenskraft. Vielfalt in der Einheit.
Ein letztes Mal schließt du deine Augen. Und wenn du sie wieder öffnest wird das Ende eins.
Mit dem Auftauchen.