Irreversibel

Am Morgen, an dem du aufgewacht bist, war die Farbe des Himmels völlig irrelevant. Ob schwere Wolken in verschiedenen Grautönen am Himmel hingen oder ob der Himmel strahlend blau war: da war nur diese unbegreifliche, pulsierende Schönheit, die deinem Gesicht entgegenschaute, mit neugierigen und unschuldigen Augen, die den Glanz einer Schönheit aufnahmen, die sich von innen offenbarte. Sie leuchtete aus einem tiefen dunklen Abgrund heraus, in ihm begrabene Schlachtfelder, Blut und Tränen und schweißgefüllte Lebenssäfte, und führte in einen Höhepunkt voller Licht, in Gefilde der Ekstase und des Wunders, der Magie und der Liebe, Mitgefühl und Einheit. Ein ganzes Spektrum lebendiger Existenz. Die Liebe hat die Schlachtfelder durchdrungen, das Blut, die Tränen und den Schweiß aufgesogen und zu kristallklaren Wassern destilliert.

Du kennst diese Welt und doch ist sie neu, du hast sie nie zuvor gesehen. Ihre Ursprünglichkeit ist rein und bezaubernd, nie erblickt, nie berührt. Die eigentümlichen Risse sind nur faszinierende Zeichnungen, die sich in ständig neue Formen und Muster verwandeln, sanft und scharf, kantig und verschwommen. Während du dich in diesem überwältigenden Gefühl verlierst, findest du dich selbst in allem wieder, das ist, in einer Quelle wohnend, sich ausbreitend in das Vielfache, in die Vielfalt. Du erkennst, dass du vom allerersten Moment des Erlebens an immer geliebt warst, dass es nie einen Ungeliebten gab. Es war die Wahrnehmung des Getrenntseins, die dich vom anderen trennte, und dich unendlich sehnsüchtig nach dem imaginären anderen machte, nach der Projektion eines anderen Du, die verschwand, sobald du versucht hast, sie festzuhalten. Ihre Namen waren Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Freund, Liebhaber. In den dunklen Nächten hinter dem Schleier der Trennung, wenn deine Augen und dein Herz verschlossen und voller Angst waren und der Widerstand vorübergehend andauerte, hießen deine Namen Täter, Mörder, Dieb, Lügner, Feind.

Du warst nie der Ungeliebte, die Verlassenheit entstand im Traum des Getrenntseins, in dem du dich im Spiegel nicht erkannt hast und dir als fremde Projektion gegenüberstandest.

An diesem Morgen verwischten die Trennungslinien und verschwanden, lösten sich auf wie die Wolken in einem strahlend blauen Himmel, wie vollgesogene Wolken, die ihre graue Schwere herabregnen lassen, um die Pflanzen zu bewässern. Du wurdest zum Wasser und zu den Pflanzen, zum Himmel und zu den Wolken und wurdest von einer Lebendigkeit erfasst, die keinen Tod mehr kennt, sondern eine fortwährende Verwandlung. Befreit von jeglicher Anhaftung blickst du in eine unbekannte, neue Welt, die dir zwar vertraut ist, die du aber nie zuvor gesehen hast. Die Kodierungen haben sich unwiderruflich verändert, und das, was du geworden bist, dehnt sich in die Grenzenlosigkeit der Existenz aus.