Erwachen aus der Freiheit

Freiheit…ist – nicht. So etwas wie Freiheit gibt es nicht. Sie ist eine Idee, ein Traum, eine Vorstellung, ein Märchen. In der modernen Kultur ist die Freiheit die größte aller Illusionen, verbunden mit so etwas wie freiem Willen, freier Wahl, zu tun, was man will, zu konsumieren, was man begehrt. Freiheit bedeutet, sich Wünsche erfüllen zu können. Die Idee der Freiheit ist eigentlich eine Anhaftung. Sie kann weggenommen werden, sie kann verloren gehen. Was auch immer weggenommen oder verloren werden kann, hat nichts mit Freiheit zu tun, sondern mit Privilegien. Und Privilegien sind Anhaftung. Die Menschen sind an ihre Privilegien gebunden. Freiheit ist der Traum der Sklaven.

Alles, was nach Erfüllung verlangt, hat einen Preis, der bezahlt werden muss. Sei es mit Geld, Lebenszeit, Arbeit, Aufmerksamkeit. Kompromiss. Alles, wofür man zu zahlen hat – egal in welcher Währung -, ist nicht frei. Es ist ein Geschäft. Die Freiheit, so wie sie verkauft wird, ist ein Traum, dem man hinterherjagt. Er kann nie ganz verwirklicht werden.

Im Menschsein gibt es keine Freiheit. Ein Mensch ist wechselseitig abhängig und vernetzt und kann nicht isoliert von seiner Umwelt existieren. Selbst in der Zurückgezogenheit braucht der Zellorganismus Sauerstoff, um am Leben zu bleiben, so wie er Atem und Puls ist und normalerweise auch auf Nahrung und Wasser angewiesen ist.

Entscheidungen basieren auf kultureller Konditionierung, Erfahrung und Erziehung sowie auf dem Erbe des kollektiven Unterbewusstseins und der Epigenetik/DNA (zelluläres Gedächtnis), die Gefühle, Gedanken und Handlungen bestimmen. Es gibt niemanden, der eine Wahl hat. Es gibt keine Freiheit des Denkens und Fühlens, es gibt ein Auftauchen und Verschwinden; allerdings können Gedanken und Gefühle als Fragmente, „Bits“, der sozialen und kulturellen Programmierung erkannt werden. Sie sind Informationen aus der Matrix, in die der Mensch eingebettet ist.

Für das isolierte, getrennte Selbst gibt es keine Freiheit. Getrenntheit ist keine Freiheit. Anhaftung, Verlangen, „tun, was ich will“ ist keine Freiheit. Wenn man jedoch die große wechselseitige Abhängigkeit und Vernetzung des Lebendigseins erkennt, den geteilten Atem, den gemeinsamen kollektiven Geist, Teil eines ganzen, lebendigen Organismus zu sein, einer undefinierten Lebensform, die größer ist als das erdachte, getrennte Selbst und Individuum, verwurzelt in einer Leere, die alles enthält, was ist, die eins ist in Entstehung und Auflösung, dann kann Freiheit in Befreiung übergehen, deren Essenz Frieden ist. Und dieser Frieden ist unabhängig, ewig funkelnd im Fluss der Vergänglichkeit.