Das ist es, schlicht, roh und unsichtbar: die Leere von allem, als alle Dinge, Gedanken, Empfindungen, Erscheinungen – nahtlos entstehend und sich wieder auflösend.
Nichts und niemand ist voneinander getrennt, nie war es das. Ein ununterbrochender Strom dessen, was geschieht, Phantome und Schatten, die entstehen und verschwinden.
Kannst du dich an den Anfang der Geschichte erinnern, die dich hervorgebracht hat? An den allerersten Moment des Bewusstseins, dass du existierst? Als ein getrenntes, unabhängiges Selbst? Erinnerst du das erste Mal, als du auf den Namen, der dir gegeben wurde, reagiert hast? Was ist deine allererste Erinnerung nach dem Vergessen, nachdem du geboren wurdest?
Diese Leere, aus der du aufgetaucht bist, hat keine Eigenschaften und keine Grenzen, sie macht aus dir sich selbst, als sich selbst. Es ist eine wilde und rohe Welt, die keine Welt mehr ist. Keine Karte, die sie abbilden kann, keine Führung oder Koordinaten, die dir Halt geben. Kein Zeitrahmen von vorher und nachher, jetzt und dann.
Das Gehirn scheint aus dem Lebensstrom wahllos auftauchende Fragmente und Bruchstücke von Informationen und Empfindungen zu sich wiederholenden Mustern, Erfahrungen und Handlungssträngen zu verbinden. Sie sind so vertraut und lebhaft geworden, dass sie für dich gleichbedeutend mit Wahrheit und Realität sind.
Du hast die Leere mit Überzeugungen und Sinn gefüllt, um zu überleben und zu überwinden, was wie bloße Bedeutungslosigkeit oder Chaos erscheinen mag. Schließlich muss es doch einen Sinn und eine Bestimmung geben? Eine göttliche Ordnung? Wie kann das alles nur eine Illusion oder zufällig sein? Wie kann es kein Ende geben, keine endgültige Erfüllung, keine Freiheit, keine Wahl? Wofür hast du gekämpft, was wolltest du erreichen? Du hast dich verändert, weiterentwickelt und überwunden! Kann die Erinnerung eine Lüge sein? Erfahrung eine Illusion? Wie können all deine Überzeugungen von Hoffnung und Befreiung nur eine zerplatzende Seifenblase im Leeren sein?
Die Geschichten – weltliche und überirdische – von einer imaginären Vergangenheit und einer Zukunft, die die Leere füllen, geben dir Identität, Sinn und Zweck. Ein Ziel, etwas zu teilen und zu tun, etwas, wofür es sich zu leben lohnt.
Sie geben dir Hoffnung, das Leere zu überleben, als Leere selbst, als Bewusstsein, als Gewahrsein.
Du brauchst Namen, Kontext und Zugehörigkeit. Ohne all das bist du verloren, bist du nichts. Aber nichts ist auch nicht das, was du bist, und auch niemand. Diese Existenz ist ein Mysterium, in dem du weder eine Insel noch eine Zuflucht vor Grenzenlosigkeit und Verbundenheit finden kannst. Was du bist, ist untrennbar mit dem verbunden, was ist, Trennung und Isolation sind Ideen, die durch Konditionierung, objektivierte Wahrnehmung und Interpretation entstanden sind.
Letztendlich erscheint die Befreiung nicht immer als Erleichterung. Trauer kann aufkommen, wenn Überzeugungen zerfallen, Anhaftungen sich auflösen, das Trugbild der Zugehörigkeit verblasst, und die Erkenntnis, dass es kein Entrinnen aus der innewohnenden Leere einer Welt gibt, die einem so vertraut war. Doch auch die Trauer ist leer, erscheint und vergeht wie alles andere.
Du verlierst es, und das ist es.
Eine seltsame Verlorenheit mag dich absorbieren, die auf unbeschreibliche Weise herrlich ist, als die Freiheit, die Lebendigkeit, die bereits ist.